Altersarmut ist die Folge von Einkommensarmut

Sonntag, 28. Februar 2016 - 2:00

Anlässlich des Pensionsgipfels am 29. Februar fordert der Österreichische Frauenring die Regierung dazu auf, Maßnahmen zu setzen, um den Gender Pension Gap zu schließen - Frauen erhalten in Österreich (nach Zahlen des Hauptverbands) rund 48 % weniger Alterspension. “In der Pensionsdebatte wird reflexartig das frühere Pensionsantrittsalter von Frauen für die geringeren Pensionen verantwortlich gemacht und eine vorzeitige Erhöhung gefordert - die Probleme liegen aber anderswo”, sagte Sonja Ablinger, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings. 

Altersarmut ist die Folge von weiblicher Einkommensarmut. Die geschlechtsspezifische Pensionsschere hat sich trotz erhöhter Erwerbsbeteiligung der Frauen in den letzten Jahrzehnten kaum verringert. So lange Frauen eine so signifikant schlechtere Einkommenssituation haben, sind auch die (verfassungs)gesetzlichen Voraussetzungen für eine vorzeitige Anhebung des Frauenpensionsalters nicht gegeben. Selbst bei der ausschließlichen Betrachtung der neu zuerkannten Pensionsleistungen – also ohne Berücksichtigung der viel niedrigeren Pensionen aus dem Pensionsstand der älteren PensionistInnen – ist der Pensionsnachteil der Frauen enorm.

Die niedrigen Frauenpensionen sind auch Auswirkungen der Pensionsreformen 2003 und 2004. Die Umstellung der Pensionsberechnung von den „besten 15 Jahren“ auf eine volle Durchrechnung (= 40 Jahre) wird zu wesentlich geringeren Pensionen führen. Auch die schlechtere Bewertung der Zeiten, in denen Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe bezogen wurden, werden die Pensionen verringern.

Die letzten Arbeitsjahre haben darum keine Auswirkungen auf eine höhere Pension. „Wer zu Recht die niedrigen Frauenpensionen thematisiert, muss dort hinschauen, wo sie entstehen: bei den geringen Einkommen im Berufsleben und bei den verlängerten Durchrechnungszeiträumen”, sagte Ablinger. Dazu gehören unter anderem Maßnahmen wie die Anhebung der Mindestlöhne, aber auch die Abschaffung der Anrechnung des Partnereinkommens bei der Notstandshilfe. „Frauen ihre eigenständigen Versicherungsleistungen zuzugestehen sind ebenso notwendige Maßnahmen wie die höhere Bewertung der Kinderbetreuungszeiten bei der Pensionsberechnung im Pensionskonto und insgesamt die bessere Anrechnung von Karenzzeiten in allen Arbeitsverhältnissen und Kollektivverträgen“, fordert Ablinger.

Auch Hannah Steiner vom Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen fordert ein Umdenken in Sachen Frauenpensionen: “Wir haben im Rahmen des EU-Projekts ‘Faires Einkommen - Faire Pension’ mit zahlreichen Expertinnen von Forschungseinrichtungen wie dem WIFO gesprochen, alle sind sich einig: das frühere Antrittsalter von Frauen ist nicht das Problem.” Ausgeklammert bleibe in den Diskussionen häufig der Arbeitsmarkt - dort müsse aber angesetzt werden. “Beim geschlechtsspezifischen Einkommensunterschied sind wir mit 23 % auf dem vorletzten Platz in der EU, das schreibt sich bei den Frauenpensionen fort”, so Steiner. Die Erfahrung aus den Frauenberatungsstellen zeige, dass die Pensionskonto-Information über die vorläufige Pensionshöhe viele Frauen verunsichert hat. „Mit dieser Betroffenheit kann die Politik die Frauen jetzt nicht alleine lassen”, so Steiner abschließend.