Chaos „Herbstferien“: Stress statt Erholung

Dienstag, 25. Oktober 2016 - 13:00

ÖFR, KFB und ÖPA fordern Vereinheitlichung von schulfreier Zeit im Herbst

Ein Ende der Halbherzigkeit in der Debatte um eine Neuregelung der Schulferien fordern der Österreichische Frauenring, die Katholische Frauenbewegung Österreichs und die Österreichische Plattform für Alleinerziehende.

„Was ist aus dem im Sommer breit kommunizierten „Vorstoß“ von Familienministerin Karmasin geworden, einen Teil der Sommerferien in den Herbst zu verschieben?“, fragt ÖPA-Vorsitzende Gabriele Fischer angesichts der für Familien und insbesondere AlleinerzieherInnen mit mehreren Kindern  äußerst prekären gegenwärtigen Situation: aufgrund weniger, von Schule zu Schule unterschiedlich verteilter „autonomer“ schulfreier Tage um Nationalfeiertag und Allerheiligen kann es zu einem Betreuungsbedarf kommen, der sich über zwei ganze Wochen zieht. „Unterschiedliche Schul- und Ferienzeiten über einen solchen Zeitraum hinweg bieten weder Eltern noch SchülerInnen Erholung, im Gegenteil, sie schaffen Stress,“ so Fischer. „Wir fordern daher in einem ersten Schritt zumindest eine Vereinheitlichung der schulfreien Zeit im Herbst in Städten und Bezirken“, so Veronika Pernsteiner, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs. Außerdem, so die  Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings, Sonja Ablinger, brauche es „endlich die Umsetzung eines Rechtsanspruchs auf qualitätsvolle Kinderbetreuung“.

„Wo bleibt die Erholung für das Kind, das Ferien hat, wenn die Familie in der Früh dennoch auf Trab kommen muss, weil das zweite Kind Schule hat? Oder wenn das Ferienkind selbst früh los muss, um in eine hoffentlich vorhandene Betreuungseinrichtung zu kommen?“ fragt ÖPA-Vorsitzende Gabriele Fischer: „Ganz abgesehen von der Frage, wie Eltern, die über das Jahr gesehen 5 Wochen Urlaub  auf 13 Wochen Schulferien verteilen müssen, zusätzlich die Flexibilität aufbringen sollen, unterschiedliche Schul-, Job- und Betreuungsbeginnzeiten abzufedern“. Da fehle es, so Fischer, am nötigen Realitätssinn für die Lage des Großteils von Eltern, der nicht in der Lage ist, die geforderte Flexibilität auch dem Arbeitgeber abzuverlangen bzw. sich mehrmals jährlich oder gar über das ganze Jahr hinweg private Betreuung zuzukaufen.  

Es sei überdies nicht fair, Leistungen seitens einer Großfamilie vorauszusetzen. Einer Studie des Instituts für Familienforschung zufolge übernehmen etwa in Niederösterreich Großeltern teilweise oder zur Gänze in 50 % aller Fälle die Betreuung von 6 – 15-Jährigen: „Das ist schön, kann aber kein Maßstab sein für die Regelung von Ferienzeiten und Betreuungsangeboten“, so kfbö-Vorsitzende Veronika Pernsteiner: „Großeltern können auch weit weg wohnen, selbst noch berufstätig, krank oder nicht bereit sein, Betreuung zu übernehmen.“ Außerhäusliche Betreuungsangebote sollten flächendeckend in ausreichender Zahl und zu leistbaren Bedingungen angeboten werden und auch Kindern über 12 Jahren offenstehen.

Ein Ansatzpunkt sei der von Bildungsministerin Sonja Hammerschmid im September vorgebrachte Vorschlag, in Ganztagsschulen Betreuung auch in den Ferien anzubieten, da Freizeitpädagogen bereits Bestandteil des Konzepts von Ganztagsschulen seien, so Frauenring-Vorsitzende Sonja Ablinger: „Das deckt aber nur einen kleinen Teil der gegenwärtigen Schulrealität in Österreich ab“. Die Zielrichtung sei richtig: „Hätten wir österreichweit Ganztagsschulen mit ausgeweitetem, qualitätsvollem Betreuungsangebot würde das die bestehenden Probleme weitgehend lösen.“